Hans-Peter Feldmann – 100 Jahre

Wie sehen 100 Jahre aus? Und wie kapselt man den Lauf der Zeiten ein?

Dazu bietet der deutsche Konzeptkünstler Hans-Peter Feldmann (1941-2023) seine Sichtweise mit dem Werk „100 Jahre“ von 2001. Das Werk umfasst eine Serie von Schwarzweiß-Fotografien, die 101 Personen im Alter von acht Wochen bis 100 Jahren zeigen, präsentiert in chronologischer Reihenfolge zusammen mit einem Strauß frischer Blumen.

Unter jedem Foto sind Vorname und Alter der jeweiligen Person angegeben, die somit ein Alter und einen Moment im Leben repräsentiert. Die Serie beginnt mit einem Porträt der acht Wochen alten Felina und endet mit einem Porträt der 100 Jahre alten Maria Victoria.

Die porträtierten Personen stammen aus Hans-Peter Feldmanns eigener Familie, seinem Freundeskreis oder Netzwerk und wurden über einen Zeitraum von drei Jahren von ihm fotografiert. Der Ausgangspunkt für die Thematisierung des Laufs der Zeiten mit dem Werk „100 Jahre“ ist also sowohl sehr persönlich als auch emotional.

Obwohl wir die porträtierten Personen nicht kennen, entstehen in der Begegnung mit den Fotografien dennoch unmittelbare Beziehungen und Reaktionen. Jede Person steht für ihre eigene Geschichte, die wir versuchen können zu deuten, aber sie kommen vor allem dann ins Spiel, wenn wir unser eigenes Alter und unseren Platz im Leben mit denen vergleichen, die wir sehen. Wenn man sich die Serie in einer einzigen sequentiellen Abfolge anschaut, wird der Lauf der Zeit physisch spürbar.

Das Werk „100 Jahre“ entstand zwischen 1998 und 2000 und ist eines der bedeutendsten Werke von Hans-Peter Feldmann. Das Werk kapselt die Essenz seiner Kunst ein, die die Welt um uns herum herausfordert und uns dazu ermuntert, die Poesie im Alltäglichen zu beachten.

Der Künstler

Hans-Peter Feldmann (1941-2023) war ein einflussreicher deutscher Konzeptkünstler mit Geburtsort Düsseldorf, wo er auch den Großteil seines Lebens wohnte und arbeitete. Feldmann begann seine künstlerische Karriere Ende der 1960er Jahre unter dem Einfluss der Popkunst, die von Materialien aus dem Alltag Gebrauch machte und auf der Popkultur basierte.

Sein ganzes Leben lang sammelte Hans-Peter Feldmann alle erdenklichen Bilder, die in einem großen Archiv endeten – von Zeitschriften- und Zeitungsausschnitten bis hin zu seinen eigenen Fotografien. Dieses Archiv bildete den Ausgangspunkt für seine künstlerische Arbeit, die sich darauf konzentrierte, herauszufordern und die Aufmerksamkeit auf das unmittelbar Bekannte im Alltag zu richten – häufig auf humoristische Weise.

Feldmanns künstlerisches Wirken war auch von einer kritischen Einstellung gegenüber den kommerziellen Strukturen der Kunstszene und den mit Kunst verknüpften Werten geprägt. Diese forderte er u. a. dadurch heraus, dass er seine Werke unsigniert und in unlimitierten Auflagen veröffentlichte. Oder dadurch, dass er sich in den 1980er Jahren fast ein Jahrzehnt lang komplett aus der Kunstszene zurückzog und gleichzeitig alle Werke in seinem Besitz verschenkte oder zerstörte.

Hans-Peter Feldmann stellte in einer Reihe bedeutender internationaler Kunsteinrichtungen und Events aus, darunter Solomon R. Guggenheim Museum, MoMA, MoMA PS1 in New York, Lenbachhaus in München, Deichtorhallen in Hamburg, Museum Ludwig in Köln, Documenta 5 und 6, Biennale Venedig, Walker Art Center in Minneapolis und Museo Reina Sofia. Feldmanns Werke sind in Sammlungen in u. a. MoMA in New York, Hamburger Bahnhof in Berlin, The Art Institute of Chicago sowie Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk zu sehen.

Kunsten x Louisiana

Das Werk „100 Jahre“ von Hans-Peter Feldmann stammt aus der Sammlung des Museums Louisiana. Die Ausstellung ist ein Ergebnis der engen Partnerschaft zwischen den Museen Kunsten und Louisiana, die seit 2020 besteht und das Potenzial der landesweiten Zusammenarbeit zwischen Kunstmuseen und Kunstsammlungen in Dänemark entfalten soll.